New York Marathon 2009  | 
    
Überraschungssieger:
Keflezighi und Tulu
US-Sieg
und Finisherrekord zum 40.Jubiläum des New York City Marathons
von Herbert Steffny
aus New York (1.11.2009), leicht gekürzt auch für Laufreport.de)
Copyright für Text und Fotos: Herbert
Steffny
natürlich können Sie hierhin verlinken!
  | 
        
  | 
    ||||
 
 
  | 
        40. Jubiläum mit
        Rekordteilnahme 40.
        Jubiläumslauf in New York! Damit erreichte der weltgrößte
        Marathon gewissermaßen die
        "Mastersreife"! Die wirklichen Senioren unter
        den Marathons sind aber Boston mit 113 Auflagen oder der
        europäische Kosice Marathon, der in diesem Jahr zum 86.
        Male stattfand. Auch in Fukuoka gibt es schon seit 1942,
        in diesem Jahr zum 63. Mal einen Weltklasse Marathon. Den
        deutschen Schwarzwald Marathon in Bräunlingen gab es
        sogar bereits zwei Jahre vor New York, nämlich seit
        1968. Fast 400.000 Läufer starteten seit der Premiere im
        Jahre 1970 mittlerweile in "Big Apple"
        . 40 mal 42,195km, das sind insgesamt 1.687,8 Kilometer,
        das ist etwa soweit wie von New York nach Miami in
        Florida oder von Berlin nach Neapel. Zum 40. Jubiläums
        Marathon mußte es über 40.000 sein! Man öffnete alle
        Schleusen und ermöglichte die Rekordzahl von 43.375
        Finishern! Und nun das i-Tüpfelchen: Mebrathom
        Keflezighi bescherte den US-Amerikanern bei
        nahezu idealen Bedingungen (10C, weniger Wind als sonst
        an den Brücken) nach 27 Jahren endlich wieder einen
        Heimsieg! Zuletzt gewann Alberto Salazar
        hier von 1980 bis 1982. Der seit 1998 eingebürgerte
        Eritraeer ist US-Rekordler über 10.000 Meter (27:13,98
        Minuten, 2001) und erzielte für die USA 2004 bei den
        Olympischen Spielen bereits eine Silbermedaille im
        Marathonlauf. Nun landete er in seiner Wahlheimat in New
        York bei seiner fünften Teilnahme seinen ersten Sieg bei
        einem City Marathon.  Fette Prämie und Genugtuung für den Sieger Nach 1:05:11 Stunden bei Halbzeit
        wurde das Rennen zunächst von James Kwambai,
        dem in 2:04:27 Stunden drittschnellsten Marathonläufer
        aller Zeiten beschleunigt, doch dann bekam der schnelle
        Mann aus Kenia, dem bisher noch kein Sieg gelang, Probleme und er stieg wie sein gleich
        schneller Laufkollege Duncan Kibet zuvor
        in Berlin sang- und klanglos aus. Nicht immer klappt
        alles im Team von Dr. Gabriele Rosa so wunschgemäß wie
        in Rotterdam 2009 als beide ihre Weltklassezeiten liefen.
        Im Central Park erst griff Keflezighi an und hängte
        zunächst seinen Trainingskollegen Bryan Hall
        und schließlich den zweifachen Weltmeister Jaouad
        Gharib aus Marokko ab. Der Vorjahressieger Marilson
        Gomes stieg kurz zuvor aus. Drei Kilometer vor
        dem Ziel konnte auch der vierfache Boston Sieger Robert
        Kipkoech Cheruiyot (nicht zu verwechseln mit dem
        fast gleichnamigen Frankfurt
        Marathon Sieger 2008!) dem
        34-Jährigen nicht mehr folgen. Keflezighi widmete seinen
        Sieg in persönlicher Bestzeit (2:09:15 Stunden) seinem
        Trainingskameraden Ryan Shay, der vor
        zwei Jahren an gleicher Stelle bei den USA Trials an
        einem Herzversagen verstarb. Im gleichen Rennen, der
        Olympiaausscheidung für Peking, erlitt Keflizighi damals
        einen Ermüdungsbruch im Becken. Seine Laufkarriere
        schien beendet, man hielt ihn bereits für zu alt. Doch
        in New York konnte er seinen Kritikern das Gegenteil
        beweisen. Der Lohn der Mühe waren nicht nur 130.000
        Dollar für Sieg, sondern zusätzlich auch noch 40.000
        Dollar für den USA-Meistertitel. Zusammen mit der
        Zeitprämie für unter 2:10 Stunden kamen insgesamt
        200.000 Dollar zusammen. Postrassistische Kritiker
        hinterfragten allerdings ob der Sieg von Keflezighi ein
        "amerikanischer" Erfolg war, oder nicht
        eigentlich doch afrikanische Wurzeln habe. Dazu mein
        Kommentar: Wie weiß muss ein US-amerikanischer Sieger
        sein? Kein lupenreiner Hattrick für Paula Radcliffe Bei den Frauen schauten die
        Äthiopierinnen 2008 in die Röhre, aber in diesem Jahr
        siegte überraschend die zweifache 10.000m
        Olympiasiegerin Derartu Tulu im
        Schlussspurt vor der erneut stark laufenden schon
        41-jährigen Ludmila Petrova aus
        Russland. Die Äthiopierin kam mit 37 Jahren nach einer
        Babypause noch einmal rechtzeitig in Form und nutzte die
        Gunst der Stunde, denn das Frauenfeld war nicht sehr
        stark besetzt. Favoritin Paula Radcliffe
        übernahm zwar von Beginn an standesgemäß die Spitze,
        schlug aber kein sehr hohes Tempo an. Die 5km Marke wurde
        in 17:55 Minuten durchlaufen, was auf lediglich 2:31
        Stunden rausgelaufen wäre. Ein Sturz von Salina
        Kosgei zog auch die Japanerin Yuri Kano
        zu Boden. Während Kosgei sich wieder an die
        Führungsgruppe heran arbeiten konnte, fiel die Japanerin
        zurück. Bei Halbmarathon liefen Kosgei, Radcliffe,
        Daunay, Petrova und Tulu mit 1:14:05 bereits auf eine
        Zeit von 2:28 Stunden. Eingangs des Central Parks hatte
        die Britin Probleme mit einer entzündeten Sehne in der
        Oberschenkelrückseite über dem Knie und musste
        abreissen lassen. Damit konnte der mittlerweile
        35-Jährigen nach den beiden Siegen 2007 und 2008 im Central Park kein echter Hattrick dreimal
        in Folge gelingen. Es bleiben ihr immer noch drei Siege
        (auch 2004). Bei 11 Marathons gewann die Britin immerhin
        achtmal. (Siehe Tabelle links) Riesiges Teilnehmerfeld - Staus und Engpässe Die Nachfrage beim New York
        Marathon starten zu dürfen ist viel größer als die
        vorhandenen Startplätze. Zum Jubiläums Marathon
        öffnete man die Schleusen. Insgesamt bedeuteten 43.375
        Läufer ein Plus von 4.699 Finishern gegenüber dem
        bisherigen Rekordjahr 2007 als 38.676 Läufer durch die
        fünf Stadtteile New Yorks bis ins Ziel liefen. Damit ist
        New York der mit
        Abstand größte Marathon vor Berlin (35.783 Teilnehmer 2008 im Ziel). Der Frauenanteil beträgt 34,8
        Prozent. Drei Startwellen in drei Startblöcken waren
        nötig, um die Massen geordnet über die Strecke zu
        bringen. Das Gewimmel hat aber auch
        Schattenseiten. Was man in Deutschland nicht kritiklos
        hinnehmen würde, läßt man sich in "Big
        Apple" aber stoisch gefallen. Es bleibt einem auch
        nichts anderes übrig. Stundenlange Wartezeiten
        beim Start in Wind und Wetter werden genauso
        erduldet, wie die Karawane der in Wärmefolien vermummten
        Lemminge, die sich nach der Ziellinie durch die
        Verpflegungsstationen zu den Kleiderbeuteln und den
        Liebsten durchwurschteln, was schon mal 40 bis 60 Minuten
        dauern kann. Duschen oder Umkleideräume sind ebenfalls
        Fehlanzeige. Doch das wird angesichts der grandiosen
        Stimmung an der Strecke schnell vergessen. Todesfälle
        wie in den letzten beiden Jahren waren diesmal
        glücklicherweise nicht zu beklagen. 
 
 Die nachfolgende Grafik vergleicht
        die Finisherzeiten und einige andere
        Daten zwischen dem New York und Berlin Marathon im Jahre 2009. Die mittlere
        Laufzeit (50% im Ziel) ist in Berlin mit 4:10 Stunden etwas schneller als in New
        York (4:19 Stunden). In Berlin war es zwar etwas wärmer,
        dafür ist die Strecke deutlich schneller und flacher.
        Der höhere Frauenanteil (34,8%) in New
        York im Vergleich zu Berlin (20,2%) senkt ebenfalls die
        Durchschnittszeit in der amerikanischen Metropole.
        Auffallend ist die deutlich höhere Zahl der langsamen
        Läufer/Walker in New York, während Berlin trotz 8.359
        weniger Finishern im Bereich unter 3:30 Stunden und
        schneller sogar absolut mehr Läufer zu verzeichnen hat.
        Der Anteil der Finisher unter 3:00 Stunden
        ist in der Bundeshauptstadt mit 3,3 Prozent deutlich
        höher als in New York (2,3%), aber deutlich niedriger
        als in der 80er Jahren, als ein Viertel aller Läufer
        unter der 3:00 Stundengrenze blieb. Gründe für diesen Rückgang
        der Leistungen im Elitebereich mit einem
        detaillierteren Vergleich finden Sie hier. 
 
 2.448 Deutsche beendeten in diesem
        Jahr den New York Marathon. Das ist ein leichter
        Rückgang gegenüber 2008 (2.574 Deutsche). Der
        Schnellste war wie im Vorjahr Ulrich Fluhme in 2:33:31
        Stunden auf Platz 79. Davor lag allerdings der flottere
        Schweizer Didier Brocard (2:30:14
        Stunden). Die Alpenrepublik brachte 660 Läufer ins Ziel.
        Als erste deutsche Läuferin überquerte die 42-jährige Angela
        Fischer die Ziellinie in 3:15:51 Stunden. Den
        Masterssieg (M40) holte sich in flotten 2:16:01 Stunden
        der Italiener Migidio Bourifa. Immerhin
        gab es dafür eine Prämie von 3.000 Dollar, die sich die
        Gesamtzweite Ludmila Petrova noch obendrein sichern
        konnte. Eine hervoragende Zeit lief auch die 52-jährige Joan
        Benoit Samuelson (USA) mit 2:49:09 Stunden als
        Siegerin der W50. Die nimmermüde Olympiasiegerin von
        1984 wurde auf der Strecke von einem Fernsehteam
        begleitet und verpasste in New York ihre persönliche
        Altersklassenbestleistung und ihren W50 US-Rekord von
        Boston 2008 nur um eine Sekunde. In den Altersklassen
        konnten auch Deutsche teilweise mit sehr guten Leistungen
        glänzen. Fangen wir mit den Youngsters an: der
        18-jährige Maximilian Pfau gewann die
        Altersklasse der unter 20-Jährigen in 2:55:37 Stunden.
        Exzellent lief auch Gerlinde Kolesa als
        Altersklassenzweite der W55 mit 3:16:13 Stunden.  | 
    ||||
  | 
        
 
 Hier noch die Konsequenzen aus einer offenbar unbedachten Startnummern- bzw. Chipweitergabe: Nach der im Internet veröffentlichten Ergebnisliste gewann die bereits 68-jährige Inge Münker aus Kreuztal die W65 in 3:24:51 Stunden. Das wäre deutscher Rekord (bisher Helga Miketta, 3:27:28 netto, 3:28:21 Stunden brutto, Mainz 2008). Während ich dieser Leistung genauer nachging, erhielt mein Kooperationspartner "Laufreport.de", denen ich diesen New York City Artikel zur Verfügung stellte, dankenswerterweise zwei Mails: 
 Eine Woche nach dem Marathon steht
        Inge Münker immer noch als Altersklassensiegerin in der
        New Yorker Ergebnisliste. Ist sie nun bzw. der/die
        Phantomläufer/in tatsächlich oder
        "versehentlich" mit- und deutschen Rekord
        gelaufen? Wohl kaum. Wenn man schon naiv die Startnummer
        weitergibt, dann hätte wenigstens der Chip nicht am Fuß
        sein dürfen! Die möglichen Konsequenzen seitens des
        Veranstalters müssen die fahrlässigen Beteiligten nun
        selbst auslöffeln! Immerhin ist, wenn Inge Münker
        tatsächlich nicht gelaufen ist, die Zweite Bibbi
        Lind aus Schweden (3:29:59 Stunden) einstweilen
        um ihren Altersklassensieg in New York betrogen worden
        und Helga Miketta hätte ihren deutschen Rekord zu
        Unrecht verloren. Gut, wenn man als Journalist manchmal
        etwas genauer nachbohrt! Muss man jetzt bei
        Altersklassenrekorden, die in der Tarnung von großen
        City Marathons gelaufen werden, immer darum bangen, dass
        die Identitäten der Läufer gar nicht stimmen? Übrigens
        wieder
        ein Beispiel, dass der Chip
        keineswegs eine Absicherung gegen mögliche Pfuscherei
        ist. 1 Leider wird man skeptisch und hat
        als Journalist bald mehr mit kriminalistischer Internet
        Recherche als mit dem eigentlichen Schreiben zu tun.
        Einen offensichtlich "echten" Altersklassensieg
        landete bei den Männern der 50-jährige Frank
        Löschner aus Freudenberg in 2:35:20 Stunden.
        Seine Bestzeit lief der für den TV Büschergrund
        laufende Altersklassenathlet beim Frankfurt Marathon 2008
        in 2.32:55 Stunden. Der unverwüstliche Walter
        Koch aus Filderstadt landete als 69-Jähriger in
        der M65 mit 3:09:26 Stunden zunächst auf dem zweiten
        Platz. Dann wurde der vor ihm platzierte Schwede
        disqualifiziert.1 Der älteste männliche Teilnehmer war mit
        88 Jahren Peter Harangozo (USA) in
        7:53:03 Stunden. Bei den Damen war die Älteste die
        84-jährige Kanadierin Yolande Marois in
        7:41:05 Stunden. Der 40-jährige Spanier Jesús
        Ángel Garcia, der bei den Weltmeisterschaften
        in Berlin Bronze über 50 Kilometer Gehen gewonnen hatte,
        erreichte bei seiner Marathonpremiere als Läufer das
        Ziel nach 2:47:43 Stunden. Deutlich schneller war der
        frühere (1994) New York Zweite Benjamin Paredes,
        der mit 48 Jahren die Altersklasse M45 in 2:28:01 Stunden
        gewann. Unter den Prominenten war diesmal der
        US-Schauspieler und Regisseur Edward Norton,
        der zusammen mit drei Masaii Kriegern für ein
        Hilfsprojekt in Afrika lief. Die Schauspielerkollegin und
        Sängerin (mehrfache Grammy-Award-Gewinnerin) Alanis
        Morissette, die übrigens bei Lahr im
        Schwarzwald aufgewachsen ist, benötigte 4:28:45 Stunden. Come back einer Doping Sünderin Von 254 Österreichern war Markus Poll in 2:41:20 Stunden der Schnellste. Die wegen EPO-Dopings und Bestechungsversuchs im Triathlon seit Oktober 2008 zunächst für sechs Jahre gesperrte Österreicherin Lisa Hütthaler nahm nach vorzeitiger Beendigung ihrer Sperre am New York Marathon teil und lief als schnellste Österreicherin flotte 2:49:33 Stunden. Holen wir im verstrickten Fall Hütthaler ein wenig aus. Während das Wiener Oberlandesgericht im November 2009 eine früher in diesem Zusammenhang erfolgte Verurteilung wegen Bestechungsversuchs nicht nur bestätigte, sondern die verhängte Bewährungsstrafe sogar auf fünf Monate erhöhte, verkürzte die nationale Anti-Doping-Agentur wegen Schuldeingeständnis, Kooperation und Nennung von Namen mit den Dopingfahndern die ursprünglich sechsjährige sportliche Sperre auf nur noch 18 Monate bis 22. September 2009. Unter anderem gestand die 25-Jährige einer Mitarbeiterin des untersuchenden Labors 50.000 Euro für die Manipulation der B-Probe ihres positiven Dopingtests geboten zu haben. Einerseits ist die Triathletin nun zwar offiziell vorbestraft, hofft aber sportlich auf eine "zweite Chance" und will zukünftig zudem "Ernährungsvorsorge-Coach" werden. Bleibt für die nach eigenen Angaben Geläuterte zu hoffen, dass dann auch alles sauber geschluckt wird! 
  | 
    ||||
 
 
  | 
    |||||
| 1 Nachtrag: Am 15.11.2009 wurde die Ergebnisliste vom New York Marathon korrigiert. Der Schmu in der W65 flog wohl doch auf. Nun ist Bibbi Lind doch die rechtmäßige Siegerin in dieser Altersklasse. Ebenso wurde Walter Koch noch zum Sieger der Altersklasse M65 erklärt. Der Schwede vor ihm wurde ebenfalls disqualifiziert. | 
  | 
    
New York Marathon Reise und weitere Infos zum NYC Marathon
Mehr Lust auf Lesen ?
weitere Artikel von Herbert Steffny
meine Lauf- und Walkingbücher